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Manfred Stoll - Praktischer Tierarzt

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Wundheilung bei Eseln

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Die äußere Haut des Esels dient dem Schutz des Organismus vor schädigenden Einflüssen. Wird sie allerdings verletzt setzen verschiedene Reparaturmechanismen ein um den Defekt wieder zu verschließen.

Es ist erstaunlich wie ausgefeilt die Natur diese Probleme im allgemeinen löst.Wird die Haut verletzt und mit ihr kleine Blutgefäße kommt es zur Blutung in die Wunde. Damit wird zum einen die Wunde gereinigt und durch die einsetzende Blutgerinnung der Wundverschluß in die Wege geleitet.

Es setzt eine komplexe Kaskade an biochemischen Prozessen ein, die das Blut gerinnen lassen. Bei der Gerinnung entstehen Fibrinfäden, die wie ein Geflecht in allen Richtungen die Wunde benetzen. Dadurch entsteht die erste Schutzschicht, die später durch einwandernde Immunzellen und „Heilungszellen“ durchsetzt wird um den Defekt wieder zu verschließen.Leider funktioniert dieser Mechanismus jedoch nicht in allen Situationen, deshalb beobachten wir häufig auch Störungen bei der Wundheilung.

Sehr große und tiefe Wunden:

Sind alle Hautschichten von einander getrennt und die Wunde geht bis unter die Haut sind Probleme schon vorprogrammiert. Man kann sich hier vorstellen, dass ein Blutgerinnsel diesen Defekt nicht mehr so einfach zusammenhalten kann besonders wenn sich der Esel und mit ihm sich seine Haut noch bewegt. Besonders viel Spannung und Bewegung der Haut entsteht in Gelenknähe an den Gliedmaßen. Aus diesem Grund sollte bei Verletzungen mit kompletter Durchtrennung der Haut immer versucht werden die Wunde mit einer Naht zu verschließen. Wird das versäumt oder platzt die Naht wieder auf versucht der Körper natürlich weiter die Wunde zu verschließen. Dabei bildet sich besonders bei Verletzungen an den Gliedmaßen eine überschießende Wundgranulation, das sogenannte

„Wildes Fleisch“:

Das entsteht durch permanente Reizung der Unterhaut. Es wächst also eine rote fleischähnliche Masse aus der Unterhaut zwischen die Wundränder. Das führt leider dazu, dass sich die Wundränder nicht mehr finden, da ja dieses Gewebe in die Wunde hereinwächst.Hier ist wieder medizinische Hilfe gefragt. Durch Verbände und trocknende bis sogar ätzende Medikamente kann das „wilde Fleisch“ soweit zurückgedrängt werden, dass die Heilung vom Wundrand aus weiter gehen kann. In sehr fortgeschrittenen Fällen muss das „wilde Fleisch“ auch entfernt werden. Man kann es ohne Betäubung entfernen, da es keine Nerven enthält!

Wundinfektionen:

führen auch zu erheblichen Heilungsstörungen. Bakterien gelangen aus der Umgebung in die Wunde und können sich dort durch beste Nähstoffbedingungen schnell vermehren. Einwandernde Immunzellen aus dem Gewebe und aus dem Blut (weiße Blutkörperchen) versuchen die Keime zu vernichten. Sterben die weißen Blutkörperchen dann ab entsteht Eiter. Die Behandlung mit Antibiotika kann hier helfen die Wundinfektion zu beseitigen. Breitet sich die Wundinfektion unter der Haut aus entsteht eine starke Gewebsentzündung, ein sogenannter

„Einschuß“ oder Phlegmone:

Bei der Phlegmone entsteht eine sich extrem schnell ausbreitende schmerzhafte Anschwellung der Unterhaut. In der Regel wird eine Gliedmaße oder ein anderer Körperteil von der Wundumgebung angefangen zunehmend dicker und schmerzhafter. Dazu kommt dann bald noch Fieber und Apathie. Auch hier helfen Antibiotika in der Regel in Kombination mit abschwellenden und entzündungslindernden Medikamenten. Eine spezielle Erkrankung ist die Wundinfektion mit Tetanus und anderen Clostridien. In der Umgebung der Esel, vor allem in der Erde leben verschiedene Clostridienarten. Clostridien sind Bakterien, die gut unter Luftabschluß wachsen und sich so besonders in tiefen Wunden oder Stichwunden und Hufverletzungen zu Hause fühlen. Einige der Clostridien bilden Gas. Das führ dazu dass die Umgebung der Wunde wie aufgepufft aussieht und sich knisternd anfühlt. Ein spezielles Clostridium ist das Clostridium tetanie. Es verursacht durch sein Toxin den Wundstarrkrampf. Die Bakterien vermehren sich in der Wunde und produzieren das Toxin, das entlang der Nervenbahnen Richtung Gehirn wandert. Erste Symptome sind Schluckstörungen gefolgt von einer sich ausbreitenden Muskelsteifheit mit sägebockartiger Haltung.Da die Erkrankung nur schwer zu behandeln ist sollte jeder Esel gegen Tetanus geimpft sein!

Sommerwunden:

Eine besondere Art der Wundinfektion ist die Infektion mit Habronematidae-Larven. Diese Larven entstammen dem Magenwurm und Eier bzw. Larven werden mit dem Kot ausgeschieden. Dort werden sie von Fliegenlarven aufgenommen und entwickeln sich in den Fliegenmaden weiter. Bei den Fliegen sitzen die infektionsfähigen Larven im Rüssel und gelangen so leicht in eine Wunde. Dort wandern sie in der Wunde umher und verhindern eine Heilung da sich die Wunde entzündet. Neben einer lokalen Wundbehandlung kann man die Larven sehr gut mit einer Ivermectin – oder Moxidectin Wurmkur abtöten und so die Wundheilung ermöglichen.

Hier noch einige Tipps zur Wundversorgung:

Große nicht nähbare Wunden, auch, wenn sie die Muskulatur betreffen, 2x tgl. mit Leitungswasser spülen (Gartenschlauch) - nur oberflächliche Wunden desinfizieren! Ist die Haut komplett durchtrennt keine Desinfektion, da sonst nicht mehr gut genäht werden kann (auch kein Aluspray...)!
Anregung der Wundheilung: Mischung aus Honig und Lebertran.
Vorsicht: bei tiefen Wunden wird die Bildung von „wildem Fleisch“ gefördert! Nässende Wunden kann man mit Tee aus Eichenrinde betupfen, die enthaltenen Gerbstoffe helfen die Wunde abzutrocknen.

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