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Manfred Stoll - Praktischer Tierarzt

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Vergiftungen bei Eseln

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Eines der schwierigsten Kapitel im Gesundheitsmanagement von Tieren ist die Diagnostik und Therapie von Vergiftungen.

Das liegt vor Allem daran, dass zwar oft und schnell ein Vergiftungsverdacht ausgesprochen wird aber das vermeintliche Agens meist nicht bekannt ist.

In der Regel wird ein Vergiftungsverdacht ausgesprochen wenn Krankheitssymptome auftreten, die schwierig einer anderen Erkrankung zugeordnet werden können.

 

Mögliche Symptome einer akuten Vergiftung sind zum Beispiel:

 

  • Apathie
  • Kolik
  • Durchfall
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Erregung
  • Krämpfe
  • Lähmungen
  • Atemstörungen
  • Kreislaufstörungen
  • Erhöhung oder Erniedrigung der Körpertemperatur

Mögliche Anzeichen einer chronischen Vergiftung sind zum Beispiel:

 

  • Fellveränderungen
  • Leistungsschwäche
  • Blutbildveränderungen: Leberwerte, Nierenwerte, rotes Blutbild …
  • Erhöhte Blutungsneigung• Inappetenz

 

Wenn man sich die Reihe der Anzeichen ansieht, die für Vergiftungen sprechen können ist auch klar, dass für viele Symptome andere Krankheiten in Frage kommen.Deshalb muß man versuchen durch gezielte Fragestellung den Verdacht zu erhärten oder abzuwenden und dann in einer anderen Richtung weiter zu ermitteln.

Folgende Fragen sind abzuklären:

 

  • Sind auch andere Tiere aus dem Bestand erkrankt?
  • Was wurde gefüttert? Wurde das Futter umgestellt?
  • Hatten die erkrankten Tiere Zugang zu eventuell giftigen Pflanzen oder Gartenabfällen?
  • Hatte der Esel Zugang zu Insektiziden (Insektengift), Rodentiziden(Ratten- oder Mäusegift), Herbiziden (Unkrautvernichtungsmitteln) oder wurde in seiner Umgebung eine Schädlings- oder Unkrautbekämpfung durchgeführt?
  • Wurde der Patient in letzter Zeit einer Endo- oder Ektoparasitenbehandlung unterzogen?• Wurden sonstige Medikamente verabreicht?
  • Wurde in der Umgebung etwas verändert (Bauarbeiten, Anstriche, neuer Reithallenboden)?

 

Wenn sicher ist, dass der Patient einem Giftstoff ausgesetzt war, muß folgendes geklärt werden:

 

  • Welcher Giftstoff
  • Auf welchem weg wurde das Gift aufgenommen?
  • Wie viel wurde aufgenommen?
  • Wann wurde das Gift aufgenommen?
  • Wie häufig wurde das Gift aufgenommen?

 

Was kann der Tierbesitzer tun bis der Tierarzt kommt?

• Weitere Giftaufnahme unterbinden
• Vermeintliche Giftquelle sicherstellen, nicht wegwerfen
• Esel nicht füttern, Wasser zur Verfügung stellen
• Unterbringung des Esels in einer weichen Box um Verletzungen bei möglichen Krämpfen und Koliken zu vermeiden.

Weitere Maßnahmen:

Die wichtigste Untersuchung ist die klinische Untersuchung des Esels um die wichtigen lebensrettenden Maßnahmen einleiten zu können. Wenn der Giftstoff ermittelt werden kann können neben den unspezifischen Maßnahmen eventuell noch auf den speziellen Giftstoff ausgerichtete Gegenmaßnahmen durchgeführt werden wie zum Beispiel ein Antidot (Gegengift). Weitergehende labordiagnostische Methoden zum Nachweis von Giftstoffen sind in der Regel nur sinnvoll, wenn:

 

  • Andere Krankheits- oder Todesursachen ausgeschlossen wurden
  • Ein begründeter Verdacht auf ein bestimmtes Gift besteht• Die Proben fachgerecht gesammelt und aufbewahrt wurden
  • Die hohen Laborkosten in einem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen der zu erwartenden Information stehen.

 

Die Therapie bei Vergiftungen besteht aus folgenden Schritten:

1. Lebensrettende Soforttherapie:

  1. Atmung sicherstellen und unterstützen (Sauerstoff, Tracheotomie…)
  2. Kreislauf stabilisieren (Infusionen …)
  3. Krämpfe behandeln
  4. Nierenversagen entgegenwirken

 2. Dekontamination vom Giftstoff

  1. Magenspülung
  2. Abführbehandlung
  3. Reinigen von Haut und Fell

3. Forcierte Ausscheidung der Giftstoffe

  1. Viel Flüssigkeit oral und per Infusion
  2. Medikamente zur Nierenunterstützung

4. Antidottherapie (nur selten ist ein spezifisches Antidot (Gegengift) anwendbar!)

5. Reguliering der Körpertemperatur

6. Leberschutztherapie

Wie im gesamten Gesundheitsbereich sollten wir uns jedoch auf die Vorbeugung von Vergiftungen konzentrieren um Katastrophen zu vermeiden:

 

  • Identifizieren der Pflanzen, die sich in der Reichweite der Esel befinden! Informationen einholen!
  • Vor Neubepflanzungen den Gärtner auf die Esel hinweisen!
  • Nur Futtermittel einsetzen, die für Pferde und Esel bestimmt sind! (Es gibt z.Bsp. Futterzusatzstoffe im Rinderfutter, die für Esel und Pferde tödlich sind!
  • Futter vor Verunreinigungen schützen und ordnungsgemäß lagern. (Schimmeltoxine können schwere Leberstörungen hervorrufen und auch Aborte)
  • Schädlingsbekämpfung und Unkrautbekämpfung möglichst in der Umgebung der Esel nie mit Giftstoffen durchführen! Oft wird vergessen, dass noch Reste von Gift nach der Schädlingsbekämpfung im Sommer bis zum Winter überdauert haben!
  • Alle eventuell giftigen Stoffe in sicherer Reichweite der Tiere verwahren
  • Medikamente genau nach Anweisung des Tierarztes bzw. der Gebrauchsinformation verabreichen!

Zu guter letzt noch einige Adressen von Giftzentralen:

 

Institut für Veterinärpharmakologie – und Toxikologie Zürich →
Telefon: 0041-1-6358771

TU München Giftnotruf →
Telefon: 089-19240

Beratungsstelle bei Vergiftungen Uni Mainz →
Telefon: 06131-19240

 

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