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Manfred Stoll - Praktischer Tierarzt

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Kastration von Eseln

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Wenn die Männlichkeit überhand nimmt, sollte man sich spätestens mit der Möglichkeit der Kastration auseinandersetzen!

Besser ist es jedoch schon im Vorfeld zu wissen, was man erwarten darf wenn man einen Eselhengst erwirbt oder ein Hengstfohlen beschert bekommt.

Viele Eselhengst – Halter tun sich schwer mit dem Gedanken den Hengst einmal legen zu lassen. Adequate Haltungsbedingungen für einen Eselhengst zu schaffen ist jedoch schwer. Natürlich ist es eine Herausforderung und eine Freude einen Hengst zu händeln, da Eselhengste sehr intelligente und lernfreudige Tiere sind, doch die Gefahren zeigen sich schon im jungen alter und in der Regel ganz plötzlich.Schon mit einigen Monaten beginnen die Hengstfohlen die Mütter zu bespringen und trainieren auch schon Ihr Dominanzverhalten.

Das sieht in der Regel so aus, daß mir die Besitzer von Ihrem so braven Esel – Hengstfohlen berichten, das man bestimmt noch eine ganz lange Zeit als Hengst laufen lassen könne und kaum eine Woche später hat sich das Verhalten so entpuppt, daß möglichst ein Kastrationstermin für die vorletzte Woche gemacht werden sollte.

Eselhengste sind von Natur aus für die Verteidigung ihrer Stutenherde vorgesehen. Ihre Waffen sind die Hufe und Zähne. Hengste haben anderen Tieren und Menschen schon sehr ernste Verletzungen zugefügt. Wenn die jungen Hengste nun ihre Waffen erproben, kann es zu sehr schmerzhaften Begegnungen mit dem Jüngling kommen! Im Prinzip sollte man besser nur Eselhengste halten wenn man auch das Ziel hat sie in der Zucht einzusetzen, denn wer kann denn einem Hengst eine Stutenherde zur Verfügung stellen, so daß er sein natürliches Verhalten ausleben kann? Das hengstige Verhalten steigert sich zwischen 6 und 12 Monaten in der Regel so stark, daß ein unerfahrener Halter gut damit beraten ist mit einem knappen Jahr die Kastration durchführen zu lassen. Die Kastration zählt zu den am häufigsten durchgeführten Operationen am Esel und zieht nicht selten Probleme und Komplikationen nach sich.

Es lassen sich zwei Operationstechniken unterscheiden:

 

  • die bedeckte Kastration
  • die unbedeckte Kastration

 

Bei der bedeckten Kastration wird nur der Hodensack eröffnet und der Hoden wird in einem Beutel der Ausstülpung des Bauchfells belassen. Der gesamte Beutel mit Hoden wird freipräpariert, abgebunden,vernäht und mit speziellen Kastrationszangen abgetrennt. Je nach Umgebung kann die Haut des Hodensacks noch verschlossen werden. Diese Technik wird in Vollnarkose durchgeführt.

Bei der unbedeckten Kastration wird der Hodensack komplett durch alle Schichten bis zum Hoden durchtrennt, so daß entlang der Samenstränge ein direkter Zugang zur Bauchhöhle entsteht. Nun wird mit der Kastrationszange der Hoden abgetrennt.Diese Technik kann sowohl im Stehen mit Sedierung und örtlicher Betäubung als auch in Vollnarkose durchgeführt werden.Da der Leistenkanal, der die Bachhöhle mit dem Hodensack verbindet, bei einigen Hengsten etwas zu groß sein kann, besteht bei einer unbedeckten Kastration das Risiko des Vorfalls von Dünndarmteilen durch den Leistenkanal in den Wundbereich. Wenn nun die Haut des Hodensacks nach der Kastration nicht wieder verschlossen wurde, kann der Darm verschmutzt oder sogar verletzt werden. In solchen Fällen muß der vorgefallene Darm sofort mit einem angefeuchteten Leinentuch geschützt werden und das Tier möglichst schnell in die nächste Klinik verbracht werden. Beim offenen Leistenkanal können auch entlang der Samenstränge Entzündungen bis in die Bauchhöhle aufsteigen.

Wenn im Stehen kastriert wird gelingt es nicht immer den Samenstrang kurz genug abzusetzen, was zu Verklebungen des Samenstrangs mit der Hautwunde und später zu Gangstörungen führen kann. Es gibt natürlich noch viele Variationmöglichkeiten zwischen beiden Methoden. Der Aufwand der verschiedenen Methoden ist sehr unterschiedlich und das schlägt sich natürlich auch im Preis der Operation nieder. Da jeder gerne etwas Geld spart, wo er kann, werden gerne die Preise der Kastrationen der verschiedenen Kollegen am Telefon erfragt und verglichen. Das zahlt sich leider gar nicht aus, denn wenn die Techniken verschieden sind, lassen sich auch die Preise nicht vergleichen!

Für die Eselhengste ist die beste Technik gerade gut genug !!! Es kommt also darauf an sich mit den Besonderheiten der Esel zu befassen und nicht mit der schnellsten Methode die Hoden zu entfernen!

Der wichtigste Unterschied zum Pferd ist die starke Blutungsneigung der Samenstranggefäße und auch der Gefäße am Hodensack selbst. Es verbietet sich deshalb beim Eselhengst eine unbedeckte Kastration ohne Verschließen der Samenstranggefäße mit Ligatur durchzuführen!

Die Kastration ist deshalb am besten in Vollnarkose durchzuführen. Hierbei kann das Operationsfeld gut eingesehen werden und schon beim Ansatz des Skalpells können Blutgefäße geschont werden. Falls mittelgroße oder größere Gefäße durchtrennt werden sollte man diese direkt mit einer Arterienklemme versehen und am sichersten auch direkt abbinden. Das heimtückische ist nämlich oft, daß man denkt während der Operation die Blutungen unter Kontrolle zu haben, doch wenn die Tiere dann aus der Narkose erwachen und der Blutdruck wieder ansteigt, beginnen manche Gefäße wieder zu bluten! Die bedeckte Kastration ist die Technik der Wahl, so daß der Zugang zur Bauchhöhle verschlossen bleibt und die oben beschriebenen Risiken minimiert werden. Das Abbinden des bedeckten Samenstrangs muß sehr sorgfältig durchgeführt werden. Da ein Abrutschen der Ligatur zu vermeiden ist, sollte der Samenstrang durchstochen werden, um möglichst erst die Samenstranggefäße und dann den gesamten Samenstrang abzubinden.Wenn die Scheidenhaut, die bei dieser Technik noch den Hoden und den Samenstrang umgibt (bedeckt) sehr kräftig ausgeprägt ist, reicht es nicht aus den Samenstrang mit der Scheidenhaut abzubinden. In diesem Fall ist es sicherer die Scheidenhaut zu durchtrennen und den unbedeckten Samenstrang abzubinden. Anschließend kann dann die Scheidenhaut wieder verschlossen werden, so daß wir das gleiche Endresultat, wie bei der bedeckten Kastration erreichen.

Bei Eseln hat es sich sehr bewährt die Haut des Hodensacks mit einigen großzügigen U – Heften zu verschließen. Gerade wegen der Blutungsneigung hat sich der Verschluß der Hodensack – Haut sehr bewährt. Wenn nun Nachblutungen entstehen füllt sich der Hodensack und die Blutung steht anschließend. Nach 24 – 48 Stunden kann man in diesem Fall einen Teil der Hodensack – Naht wieder öffnen um die Blutgerinnsel herauszumassieren und einen Ablauf zu schaffen.Ältere Eselhengste ab 3 – 4 Jahren haben deutlich größere Leistenkanäle als jüngere, deshalb empfiehlt sich die Kastration im Operationssaal. Bei der sterilen Kastration in Rückenlage im OP besteht zusätzlich zu den oben beschriebenen Techniken die Möglichkeit, große Leistenkanäle zu vernähen. So wird das Risiko des Darmvorfalls weiter minimiert.

Vor jeder Kastration muß durch eine allgemeine Untersuchung der Gesundheitszustand und die Narkosefähigkeit abgeschätzt werden. Bei der speziellen Untersuchung der Geschlechtsorgane wird auf Anomalien der Hoden geachtet. Mögliche Befunde können sein:

 

  • Kryptorchismus: Einer oder beide Hoden befinden sich nicht im Hodensack, sondern im Leistenkanal oder in der Bauchhöhle. Die Kastration kann dann nur im Operationssaal erfolgen, denn hier muß unter sterilen Bedingungen der Hoden aus dem Leistenkanal oder der Bauchhöhle entfernt werden.
  • Hodensackbruch (hernia scrotalis): Zusätzlich zum Hoden befinden sich Darmteile oder Netz aus der Bauchhöhle im Hodensack. Auch hier muß unter sterilen Bedingungen im Operationssaal der Darm wieder in die Bauchhöhle gelagert werden und der Leistenkanal nach der Kastration vernäht werden.

 

Der Hinweis auf die verschiedenen Komplikationen soll keine Angst schüren eine Kastration durchführen zu lassen! Glücklicherweise sind die ernsten Probleme sehr selten. Es gilt vielmehr darauf zu achten durch Sorgfalt die Komplikationen zu vermeiden! Für spezielle Fragen Ihrer Tierärzte stehe ich gerne zur Verfügung!

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